In der ersten Folge, die vor dem Grabmal der Königin Bertha in der Pfarrkirche von Payerne stattfand, haben wir eine historische Frauengestalt kennengelernt, die ihr Königreich zu Pferde durchreist und dabei Wolle spinnt, von ihrem Volk geliebt und überall als Wohltäterin bekannt.
Weit entfernt von dieser idealisierten Darstellung schildern die meisten Historiker ihrer Epoche sie dagegen als eine Frau, die der Politik geopfert wurde, die von ihrem Sohn Conrad getrennt und in ihrer zweiten Ehe unglücklich war!
Wie sah die Wirklichkeit aus? Was weiss man über die historische Person?
Letztendlich gibt es nur wenige konkrete Informationen zu ihrer Persönlichkeit, abgesehen von einigen Andeutungen in Chroniken ihrer Zeit. Ihr Leben, wie dies für die meisten Frauen in der Geschichte der Fall ist, muss auf andere Art hergeleitet werden.
Das Geburtsdatum von Bertha ist nicht genau bekannt. Ihre Eltern sind von hohem Rang: ihr Vater ist der mächtige Herzog Burchard von Schwaben und ihre Mutter die Herzogin Reginlinde, die ebenfalls aus einer reichen Familie stammt. 922 heiratet sie den Burgunderkönig Rudolf II., der bereits 937 verstirbt. Kurz bevor ihr jugendlicher Sohn Conrad, künftiger König von Burgund, vom ostfränkischen König Otto I. zurückgehalten wird, vermählt sich Bertha mit König Hugo von Italien. Ehe sie 947 zum zweiten Mal verwitwet ist, kehrt sie wahrscheinlich auf ihre Ländereien in Burgund zurück.
Nach dem Tod ihrer Mutter Reginlinde im Jahr 958 oder 959 lässt Bertha dem Kloster von Payerne grosszügige Schenkungen zugehen, welche, gefolgt von Zuwendungen weiterer Mitglieder der königlichen Familie, darunter ihrer Tochter Adelheid, den Bau einer neuen Kirche ermöglichen. Sie stirbt wahrscheinlich im März 961 und wird in Payerne bestattet. Adelheid, die durch ihre Heirat mit Otto I. Kaiserin geworden ist, besucht ihr Grab im Jahr 999.
Das Andenken an Bertha als Gründerin des Klosters wurde während des ganzen Mittelalters gepflegt. So hat man sich die Mühe gemacht, ihre Grabstätte in den Chor der romanischen Kirche zu überführen, der an der Wende zum 12. Jahrhundert errichtet wurde, und wo sich in der Nähe noch im 16. Jahrhundert eine Grabinschrift ihr zu Ehren befand (siehe vorhergehende Folge). Die Mönche gedachten ihrer jeweils am 9. März mit einem Festmahl. Ausserdem zeugen zwei Dokumente aus dem 12. Jahrhundert, die möglicherweise auf der Grundlage desselben Originals angefertigt wurden, die «Testamente» der Königin, von deren grosszügigen Schenkungen an das Kloster.
Hinweis: finde heraus, wo sich diese Krone befindet, die noch von der königlichen Herkunft des Klosters zeugt.
© Rémy Gindroz